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Pilzverein Augsburg Königsbrunn
Pilzverein Augsburg Königsbrunn
Aus Liebe zur Natur und zum Schutz unserer Pilze
Aus Liebe zur Natur und zum Schutz unserer Pilze

Erdgeschichtliche Entwicklung


 

Auszug aus dem 11. Bericht der Naturforschenden Gesellschaft Augsburg

Die Vegetationsverhältnisse der weiteren Umgebung von Augsburgs
von Professor Andreas Bresinsky (1959)

Geologischer Überblick.

Geologie und Geomorphologie bestimmen im hervorragendem Maße das Vegetationsbild im Untersuchungsgebiet, so daß in der Arbeit immer wieder auf die geologisch-geomorphologische Landschaftsgliederung zurückgegriffen werden mußte. Diese stellt sich unter vornehmlicher Be- rücksichtigung von I.SCHAEFER 1957 etwa folgendermaßen dar:

Die größte Fläche des Untersuchungsgebietes (siehe Abb. 2) wird von tertiären Sanden der oberen Süßwassermolasse eingenommen, welche nur gebietsweise von diluvialen Schottern überdeckt sind. Das Gebiet läßt sich durch die Lech-Wertachebene in eine westliche und eine östliche Hälfte teilen, und gerade im Osten fehlt die diluviale Überdeckung fast ganz. Dadurch steht die tertiäre obere Süßwassermolasse weitflächig an, und tritt uns als "Tertiäres Hügelland" (12) im engeren Sinne in Form einer sanft gewellten Landschaft ohne wesentliche Reliefenergie ent-gegen. Stark seiten-erodierte Täler sind die Folge des hier fehlenden Verwitterungsschutzes, der sich ja eben durch den Mangel von diluvialen Schotterdecken bemerkbar macht, soweit man die im Gebiet nur kleinflächig anstehende tertiäre Hartkiesfazies außer acht läßt. Im Westen sieht das Tertiär, außer an den Talflanken der Wasserläufe, auch in größerem Maßstab im Dinkelscherbener-Adelsrieder Aus-räumungsbecken (11) an, wo es ein dem Tertiären Hügelland analogen Landschaftstyp bildet. Das Dinkelscherbener-Adelsrieder Ausräumungsbecken stellt als Altwasserscheide ein Gebiet intensiver ehemaliger Abtragung dar. Im großen und ganzen dominieren im Westen des Gebietes die ältest- und altdiluvialen Schotterplattensysteme. Nach der petrographischen Zusam-mensetzung, sowie der Basishöhen der Schotter hat I.SCHAEFER die Staufenberger Terrassentreppe (l0) (ältestdiluval), so-wie die Zusam - (7) und Staudenplatte (9) (altdiluvial: günz- bzw. donaueiszeitlich) ausgegliedert. Im NO setzt sich die Staudenplatte als "Aindlinger Schotterterrassentreppe" (8) ein Stück weiter ins tertiäre Hügelland fort. Für die Vegetation ausschlag-gebend ist der petrographische Charakter, die Schichtmächtigkeit, sowie die Lehmauflage. Ein Vergleich zwischen ältest- (lo) und altdiluvialen (7,8,9) Schottern ergibt folgendes. Der kristalline Gehalt des ältest-, also praedonau-eiszeitlichen Schotters ist bedeutend höher, als der der donaueiszeitlichen Ablagerungen. Dafür sind letztere durch einen höheren Gehalt an kalkigem Geröll ausgezeichnet. Die ältestdiluvialen Schotter sind bis auf kleinere Reste abgetragen, während die altdiluvialen ausgedehntere Schichtdecken bilden. Konglomeratbildung kommt fast nur den letzteren zu. Auch die oft recht mächtigen Lößlehmdecken finden sich nur auf den altdiluvialen Schotterplatten.

 

   
Geologische Übersichtskarte der Umgebung von Augsburg   Engeres und weiteres Untersuchungsgebiet
     

Auf der ältestdiluvialen Staufenberger Schotterterrassentreppe überwiegt die tertiäre Komponente. Kein Wunder, daß all diese Unterschiede auf der Staufenberger Schotterterrassentreppe ein anderes natürliches und künstliches Waldbild bedingen als auf den beiden donaueiszeitlichen Schotterplattenkomplexen. Das Mitteldiluvium baut in unserem Gebiete drei Hochterrassen in der Lech-Wertach-ebene auf: im NW die Langweider Hochterrasse" (3), zwischen Wertach und Lech die "Augsburger Hochterrasse" (4), sowie im SO die "Meringer Hochterrasse" (5); die Hochterrassen stellen wegen ihrer fruchtbaren Lößlehmböden Gebiete intensivster landwirtschaftlicher Nutzung dar. Natürliche Vegetationsreste finden sich als Lohwaldparzellen in Quellnähe (Westheimer Lohwäldchen; Grabener Lohe), oder als Grasland mit Heidevege-tation an w.-ew. exponierten Abhängen. Die Landschaft der Altmoräne im SO des Gebietes mit dem Haspelmoor (6) ähnelt, trotz ihres mitteldiluvialen Alters (Rißeiszeit), in pflanzengeographisch-vegetationskundlicher Hinsicht eher den altdiluvialen Land-schaftstypen. Die in unser Gebiet fallende Altmoränenland-schaft stellt den nördlichsten Ausläufer des rißeiszeitlichen Isargletschers dar. Die jungdiluviale Lech-Wertachebene (1) und (2) besteht aus würmeiszeit-lichen Niederterrassenschottern, auf denen teilweise jüngere alluviale Aufschüttungs-kegel liegen. Im Bereich der Aufschüttungskegel ist gerade der Lech, selbst in geschichtlicher Zeit, nicht zur Ruhe gekommen, sondern zeich-net sich durch bedeutende Verlagerungstendenzen aus. So erfolgte in den letzten 1700 Jahren ein Ostwärtsdrängen des Lech südlich Augsburg um ca. 3 1/2 km. Für die der Arbeit zu Grunde liegende Gliederung waren pflanzengeo-graphische Gesichtspunkte maßgeblich. Danach konnten zusammengefaßt, bzw. unterschieden werden

1) das Ältest- und Altdiluvium, sowie die Altmoränenlandschaft (6,7,8,9,10,11). Auch die Dinkel-scherbener- Adelsrieder Ausräumungslandschaft paßt durch das Mödishofener Moor pflanzen-geographisch in diesen Komplex. Die in diesem Punkte erwähnten Landschaften sind zum Begriff "ältere Quartärlandschaften" zusammengefaßt worden.

2) die mitteldiluviale Hochterassenlandschaft (3,a,5)

3) die jungdiluviale Lech-Wertachebene (1) und (2)

4) das tertiäre Hügelland

 

Über die geologischen Verhältnisse im Bereich der Königsbrunner Heide
von Professor Oblinger (2007)

Das Naturschutzgebiet „Königsbrunner Heide" liegt im weithin ebenen Lechfeld im Bereich der Schottermassen, die beim Abklingen der letzten Kaltzeit (Würm-Eiszeit, jungdiluvial) die Gletscher-Schmelzwasserfluten und der nacheiszeitliche Lech im Süden von Augsburg (und auch nördlich davon) aufgeschüttet haben. Sie sind in mehr als 10 000 Jahren immer wieder umgelagert worden, da der ehemalige Lech seinen Lauf fortwährend veränderte. Dieser Gebirgsfluss durchströmte das Lechfeld nicht wie heute in einem (durch Dämme) eingeengten Flussbett, sondern in mehreren sich ständig verändernden Haupt- und Nebenarmen und bildete Flussschleifen und viele Inseln, die immer wieder weggerissen und anderwärts neu aufgeschüttet wurden. Dabei verlagerte sich der Fluss immer weiter nach Osten. Am westlichsten floss der Lech zeitweise am Ostrand der würmeiszeitlichen Nieder-terrasse, auf der später der ältere Teil von Königsbrunn entstand. In römischer Zeit wurde sogar die auf der Niederterrasse verlaufende Via Claudia angenagt. Ein weiteres ehemaliges Westufer eines Nebenarmes ist am Rande der „Vorheide" (unmittelbar nördlich des Parkplatzes am Sportplatz, von dem man zu Fuß in die Heide geht) deutlich zu erkennen, desgleichen das Gegenufer dieses Seiten-armes. Auch in der Hauptheide zeugen Rinnen und Vertiefungen von dem früheren unruhigen Wirken des reißenden Gebirgsflusses. Dieser brachte nicht nur Schotter verschiedener Herkunft mit sich, son-dern später auch toniges, mergeliges, sandiges Material, das bei Hochwässern über dem mehrere Meter mächtigen Kies abgelagert wurde. Auf diesen Schottermassen mit der einige Dezimeter erreichenden Feinerdeschicht breiten sich heute Wald und Königsbrunner Heide aus.