30 Jahre Pilzverein und weitere Stationen
Wenn man heute das überreichliche Angebot von farbig illustrierten Pilzbüchern durchblättert, so kann man sich wenn man es nicht erlebt hat kaum vorstellen, unter welch bescheidenen Verhältnissen Pilzfreunde noch vor wenigen Jahrzehnten ihrem Hobby nachgehen mußten. Der Besitz auch nur eines Werkes mit Farbtafeln,wie zum Beispiel der Gramberg "Pilze der Heimat", bedeutete schon eine Kostbarkeit an sich. Ein Mikroskop war für die meisten noch unerschwinglich und erst recht ein Auto.
(Bild Haspelmoor 1962) |
Auf diesem Stand waren wir seinerzeit, als sich einige Pilzfreunde entschlossen, im Jahre 1955 den Verein für volkstümliche Pilzkunde Agusburg zu gründen. Mangel an Literatur und beschränkte Mobilität wurden so gut wie möglich durch Begeisterung und Eifer ersetzt und an fast jedem Wochenende in der Saison fuhren die Eifrigsten mit dem Fahrrad in die umliegenden Wälder, und dies zusätzlich zu den zahlreichen Exkursionen, die mit dem ganzen Verein durchgeführt wurden. |
Durch den Zusammenschluß im Verein hatten wir nun den Vorteil, daß im Laufe der Zeit weiterführende Literatur angeschafft werden konnte. Die ersten Bücher waren zwar noch geprägt vom Nützlichkeitsdenken, wie zum Beispiel unsere Bibliotheksnummer 1 '.'Jeder sein eigener Champignonanbauer" von E. Pabst; weitere Anschaffungen dieser Anfangszeit waren dann Dr. Oetker's Pilzkochbuch oder auch "Pilzverwertung und Pilzkonservierung" von W. Bötticher. Bald jedoch schon wollten wir hÖher hinaus, wollten Pilze bestimmen, die nicht unbedingt für den Kochtopf taugen und so rangiert bereits unter der Nummer 6 das Werk "Die Röhrlinge, Blätter und Bauchpilze" 2. Auflage 1955 von M. Moser. Wir können also sagen, daß unser Verein so alt ist wie dieses Zeichen setzende Standardwerk. Die Bücherei wurde laufend weiter ergänzt und umfaßt zur Zeit 122 Werke. | Tagung der DGfP im Okt. 1962 Gemeinsam im Bus geht es auf Exkursion |
Außer dieser vereinseigenen Bibliothek beschafften sich auch einige andere Mitglieder weitere, zum Teil auch schon recht aufwendige Bücher und hier muß ich namentlich J. Stangl erwähnen, der schon sehr bald sich vom wissenschaftlichen
Tagung der DGfP im Okt. 1962 Sind wohl alle wieder an Bord? |
Standpunkt her der Pilzkunde widmete und kein Opfer scheute, um seine eigene Bibliothek zu vervollständigen. Dies, sowie auch seine minuziöse Kartei und Bestimmungsarbeit er ist auch schon mehr als 25 Jahre Pilzberater am Augsburger Stadtmarkt kam immer unserem Verein zugute. Die gemeinsamen Bemühungen schlugen sich nieder in den vom Verein meist jährlich, später zeitungebunden herausgebrachten Fortsetzungsveröffentlichungen "Pilze aus der Umgebung von Augsburg". Es sind dies Listen der im jeweiligen Zeitraum gefundenen, für den Raum neuen Pilzarten, begonnen mit der 1. Ausgabe im Oktober 1956 und vorläufig beendet mit der 9. Fortsetzung vom November 1976. Diese schließt mit der laufenden Fundnummer 1298, wobei anzumerken ist, daß natürlich seither noch viele weitere Arten im Untersuchungsgebiet kartiert werden konnten, die nun zusammen mit den Arten der Listen jetzt ihre Veröffentlichung in der vorliegenden Pilzflora finden. |
Daß der Verein langsam den Kinderschuhen entwuchs, manifestiert sich auch in der Tatsache, daß er am 1. bis 4. Oktober 1962, also 7 Jahre nach seiner Gründung, schon eine Tagung der Deutschen Gesellschaft für Pilzkunde in Augsburg ausrichten konnte. Es ist nach allen diesen Leistungen für die Pilzkunde, die wirklich nicht mehr viel mit der sogenannten Küchenmykologie zu tun haben, durchaus zu verstehen, daß der Verein von dem Begriff "volkstümlich" etwas abrücken wollte und sich später "Pilzverein Augsburg" nannte, dies nicht zuletzt auch aus der im letzten Jahrzehnt gewonnenen Erkenntnis heraus, daß unsere Wälder und ihre Flora Schonung verdienen und eine Vereinigung von Naturfreunden nicht auch noch ihrerseits aktiv zu einer Überbeanspruchung der Natur beitragen sollte. Selbstverständlich steht trotzdem nach wie vor an erster Stelle die bestmögliche Verhütung von Pilzvergiftungen und dieses Bestreben kommt auch darin zum Ausdruck, daß 1983 durch J. Stangl sechs Pilzberater, die im wesentlichen identisch sind mit unserer Arbeitsgemeinschaft, mit Erfolg ausgebildet worden sind. |
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Wir waren nie ein großer Verein, aber das muß nicht immer ein Nachteil sein, wenn es das Glück will, daß einige besonders aktive Leute, wie in unserem Fall, ihm angehören. So können die Ergebnisse der während 30 Jahren gesammelten Erfahrungen, der Veröffentlichungen und detaillierten Aufschreibungen nun heute unter der Federführung von J. Stangl als "Pilzflora von Augsburg und Umgebung" der Öffentlichkeit vorgelegt werden. Ich wünsche diesem Jubiläumswerk eine geneigte Leserschaft, eine weite Verbreitung, aber auch Beachtung durch die für die Umwelt verantwortlichen Behörden und in späterer Zukunft vielleicht eine weiter vervollständigte Neuauflage, wofür dann die kommende Generation sorgen wolle, in deren Hände wir nun unsere Arbeit legen möchten.
Richard Gröninger,
Ehrenvorsitzender des Pilzvereins Augsburg
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weitere Stationen
1982 übergab Herr Stangl die Leitung des Vereins an den jetzigen Vorsitzenden Günther Groß. Nun konnte sich Herr Stangl ganz auf seine Pilzforschungen konzentrieren |
1983 beteiligten wir uns an der Baumpflanzaktion für den Augsburger Bürgerwald. Symbolisch für den Birkenpilz haben wir natürlich eine Birke gepflanzt. |
Baumpflanzaktion |
Das Jahr 1983 war ein weiterer wichtiger Meilenstein unserer Vereinsgeschichte. Unser großer Lehrmeister Johann Stangl bereitete einige Pilzfreunde auf die Pilzberaterprüfung vor. Das Prüfungswochenende war zugleich auch der 60. Geburtstag unseres Chefs. Doch vor dem Festakt stand die Prüfung an. |
Tisch mit Prüfer |
Die Prüfer, Herr Kaiser und Herr Enderle begutachteten selbst noch mit Herrn Schwöbel die Pilzfunde. Nach bestandener Prüfung fand eine gemeinsame Feier statt. Die Liste der Ehrengäste zeugte von der Wertschätzung für unseren Herrn Stangl. Der 2.Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Mykologie- DGfM-, Herr German, J. Kriegelsteiner, Hr. Prof. Bresinsky, Herr Schwöbel, Herr Enderle, Herr Kaiser, viele Pilzfreunde benachbarter Vereine sowie Vertreter der Stadt Augsburg waren gekommen. Nachstehendes Bild bringt die ausgezeichnete Stimmung zum Ausdruck. |
Feier mit Krieglsteiner |
Vorstand Günther Groß überreichte dem Jubilar einen Zinnteller. |
Übergabe Zinnteller |
1985 stand der nächste Höhepunkt an. Unser Verein wird 30 Jahre. Zur feierlichen Buchübergabe an den Oberbürgermeister im Augsburger Rathaus erschienen wieder namhafte Gäste. |
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OB H. Breuer mit J. Stangl |
A- Bresinsky mit Krieglsteiner |
Am 9.Mai 1988 erhielten wir völlig überraschend die bestürzende Nachricht vom Tod unseres Gründungsmitgliedes und langjährigen Vorstandes Johann Stangl. Für unseren Verein bricht die Zeit nach Stangl, dem großen, international geachteten und zitierten Mykologen an und wir mussten feststellen, welche unausfüllbare Lücke entstanden war. |
Für die zeitaufwendige und engagierte Mitarbeit an diesem Buch wird Herr Karl Pfaff von Herrn Prof. Bresinky geehrt. |
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A. Bresinsky mit OB H. Breuer |
A. Bresinsky mit K. Pfaff |
Eine große Zahl an Freunden, Ehrengästen und Familienmitgliedern wohnt der Feierstunde bei. | |
Bresinsky mit Fr.Stangl |
Fam. Stangl |
Seit März 2000 haben wir in Königsbrunn eine neue Heimat gefunden. Um unsere Verbundenheit auch mit der neuen „Heimatstadt“ zu bekunden, erweitern wir unseren Vereinsnamen in „Pilzverein Augsburg Königsbrunn“.
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Im Jahre 2002 engagieren wir uns auch beim Ferienprogramm der Stadt Königsbrunn und bieten eine Pilzwanderung in die umliegenden Wälder an. Dieser Ausflug stößt auf eine so unerwartet große Resonanz, dass leider eine Teilnehmerbegrenzung erforderlich wird. |
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