Johann Stangl (1923 - 1988) zum Gedenken
Bericht aus der Zeitschrift für Mykologie 54(2) 1988
Unerwartet verstarb am 9.5.1988 unser allerseits hochgeschätztes Ehrenmitglied Johann Stangl in Augsburg im Alter von fast 65 Jahren. Der unzeitige Tod hat uns alle, die wir ihn kannten und schätzten, tief getroffen. Johann Stangl hatte sich als Autodidakt zum intemational anerkannten Mykologen emporgearbeitet. Eine Reihe von Pilzen tragen seinen Namen (z. B. Inocybe stangliana, Squamanita stangliana, Coprinus stanglianus), renommierte Mykologen haben ihm ihre Beiträge gewidmet (u. a. Kreisel, Singer). |
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Sein Spezialgebiet waren die Großpilze und hier wiederum besonders die Gattung Inocybe (Rißpilze). Neben floristischen Studien ausgewählter Gebiete hat er sich besonders der Systematik dieser Gattung angenommen und dabei nicht nur eine Reihe von Arten abgegrenzt und taxonomisch geklärt, sondem auch eine nicht geringe Zahl von Sippen erstmals beschrieben und benannt. Bei seinen Studien ging er sehr konsequent vor. Die Pilze wurden im Gelände sorgfältig gesammelt, zu Hause beschrieben, aquarelliert, bestimmt und zu Exsikkaten verarbeitet. Auf diese Weise ist ein reichhaltiges Belegmaterial zustandegekommen, einmalig und besonders reichhaltig an Inocyben, aber auch sehr repräsentativ für alle übrigen Pilzgruppen. Johann Stangl wurde am 3. Juli 1923 in Augsburg geboren. Nach einer Schlosserlehre (1937 1940) bei den Stadtwerken Augsburg, Kriegsteilnahme (1940 1944) und Verwundung am Bein mit bleibender Behinderung begann seine berufliche Tätigkeit 1946 als Technischer Zeichner bei den Stadtwerken. Aufgrund seiner besonderen Leistungen und Fähigkeiten im Großrohrund Brunnenbau wurde er zum Oberwerkmeister und schließlich zum Betriebsinspektor befördert. Johann Stangl war ein von Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft geprägter, offener Mensch, der sich nicht scheute, seine Meinung in manchmal sehr deutlichen Worten auszudrücken. Durch eine gelegentlich rauhe Schale strahlte sein aufgeschlossenes und von Sensibilität geprägtes Wesen, das es ihm erlaubte, Freundschaften zu schließen und einer Welt voller Pracht und Vielfalt in Formen und Farben zugetan zu sein, den Pilzen und den schönen Wäldern der Augsburger Umgebung. Es bleibt uns eine liebe Erinnerung und ein Werk, das wir nutzen und achten werden. Prof. Dr. Andreas Bresinsky |
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